Hölderlin und die Stille

oder auch: das Corona Trost-Paket

Von: Pamela Rittmeister
An: Klaus-Peter Waldenberger
Betreff: Der Ehrengast

 

Stille zum Geburtstag

 

Lieber Herr Waldenberger,


die Einweihung von Hölderlins Geburtshaus naht - und wahrscheinlich wird keiner hingehen. Hingehen dürfen. Keine Festreden, keine Führungen, statt Besuchergedränge –
Stille.


Wissen Sie was? Ich kann mir eigentlich keinen besseren „Ehrengast“ zur Einweihung des Hölderlin-Hauses denken. Stille - sie war Hölderlin heilig, sie war seine Himmelswonne, sein Stab, seine Immertreue. Und damit meine ich nicht die geistige Umnachtung, sondern die Quelle, aus der seine Dichtkunst sprudelte, bevor er in Tübingen sein Turmzimmer beziehen mußte. In seinem Gedicht „Die Stille “ beschreibt Hölderlin sie. Dieses Gedicht ist schlicht, einfach in der Wortwahl, sehr gut zu verstehen, was man von seinen anderen Gedichten meist nicht sagen kann. Aber dieses sagt nicht: „Schau, wie kunstvoll ich bin!“ Nein, es sagt: „Schau nicht mich an. Nicht ich bin wichtig, sondern das, wovon ich erzähle – die Stille.“ Dieses Gedicht erzählt nicht nur von der Stille, sondern die Worte selbst kommen aus der Stille. Aus der Stille seines Herzens. Daher haben sie Kraft. Kraft, uns in die Stille zu führen, aus der sie gekommen sind. Diese Stille ist purer Frieden.
Dieser Frieden ist der Stab, auf den man sich stützen kann, wenn „des Lebens Last den schwachen Nacken beugt.“ Oder Corona über das Land fegt, das gesellschaftliche Leben nahezu stillsteht, wir uns in unsere Häuser zurückziehen müssen und auf uns selbst zurückgeworfen werden.


Sicher werden die nächsten Wochen nicht einfach werden. Sie werden uns allen einiges abverlangen. Möge die Stille in unseren Herzen mit uns sein. Und möge die Stille auch „stiller Gast“ im Hölderlin-Haus sein, wenn es denn irgendwann dann hoffentlich auch zu einem lebendigen Treffpunkt voller Leben werden wird!


Herzliche Grüße aus der Kirchstraße,
Pamela Rittmeister

 

 

 

 

 

 

 

 

Hölderlins "Lebenslauf"

gelesen von Jule Hölzgen

 

 

Foto: Manfred Schmidmeister

Was treibt die Crew in der Zwischenzeit?

Wir sind Schüler, Abiturienten, Studenten, Berufstätige. Wir sind davon ausgegangen, dass das Hölderlin Jahr unsere nächsten Monate intensiv prägen wird. Es ist hart, die Termine abgesagt zu wissen, uns nicht mehr zu sehen, nicht mehr zusammen Musik machen und gestalten zu können. Trotzdem halten wir Kontakt – zueinander und zum Projekt.

Wöchentliche Skype-Treffen

HölderAtHome

Hölder Memes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hölderlins "Ein Bruchstück – Zu Sokrates Zeiten"

gelesen von Jule Hölzgen

 

 

Foto: Götz Schwarzkopf

Ach ja, und wir arbeiten an einer Corona-freien Aufführungsmöglichkeit. Stay posted.

Hölder kommt wieder auf die Bühne.

Halten wir bis dahin gemeinsam aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hölderlins "Götter wandelten einst"

gelesen von Jule Hölzgen

 

 

Foto: Günther Gaida

Redaktion: Edda Schwarzkopf

Beigetragen haben: Pamela Rittmeister, Jule Hölzgen, Melisa Özel, Johan Schwarzkopf

 

Lust, etwas beizutragen? Kritische Reaktionen und eigenes Material jederzeit an info@hoelderlin-musical.de.